Komponisten
Fejká Malakoff Kowalski Midori Hirano Viktor Orri Árnason
Informationen
Genre
Zeitgenössische Klassik
Erschienen am
27.04.2021
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Vibraphonist und Komponist Pascal Schumacher hat sich durch eine Vielzahl an Kollaborationen einen Namen gemacht: von Quartetten über Sinfonieorchester – bis er die Freiheit und Weisheit fand, mit seinem 2020er-Release 'SOL' seine Solo-Karriere zu starten. “Ich habe allein so viel über mich herausgefunden, mehr als ich mir je hätte vorstellen können”, sagt er. Das Album fängt seine neu entdeckte Leidenschaft für die Einsamkeit mit alle ihrer Anziehungskraft ein und deckt die Tiefe seiner Beziehung zum Vibraphon durch 14 Tracks voller atemberaubender Zärtlichkeit hindurch auf. Fast ein Jahr später lädt Schumacher vier weitere SolomusikerInnen ein, die Tracks von SOL zu reinterpretieren. Re: SOL ist ein intimes und fokussiertes Experiment über kollidierende Einsamkeiten.

Im Anbetracht der Tatsache, wie persönlich SOL als Album ist, ist ein Zögern, anderen zu erlauben, sich an der Musik “zu schaffen zu machen”, durchaus nachvollziehbar. “In der Lage zu sein, anderen KünstlerInnen Dein heiliges Material zu übergeben – mit einem Freifahrtschein, der es Ihnen erlaubt, damit zu tun, was immer sie denken… da muss man dem Künstler schon 100%ig vertrauen”, sagt Schumacher. Und so ist es keine Überraschung, dass er vier MusikerInnen ausgewählt hat, die trotz ihrer unterschiedlichen Stile die gleiche Sorgfalt in ihre Fertigkeit legen und ein gleiches Maß an Intimität durch ihre Klänge vermitteln. Der Pianist Malakoff Kowalski leiht seine Tasten Schumachers Titeltrack SOL. Kowalski hat sich damit einen Namen gemacht, dass er Überstimulation in seiner Musik ablehnt und es dem Klavier stattdessen erlaubt, für sich selbst zu sprechen. Sein SOLRework lässt das Original fast intakt, bis auf die Ausnahme, dass jetzt warme Akkorde, die auf einem gedämpften Krauss-Piano von 1912 gespielt wurden, die Originalmelodie einrahmen und sie in eine grüblerische Stimmung betten. In dieser Melancholie wirken Schumachers feinsinnige Klänge auf dem Vibraphon zugleich elektrifizierend und wie in Mystik gehüllt. “Pascals Vibraphon und sein 'Sol' führten mich in das Gefühl hinein, das Philippe Sarde in seinem 'Princesses'-Score in mir auslöst. Dunkel, langsam, unaufgelöst, unklare Verhältnisse, ein Drama. Vielleicht aber auch keins, jedenfalls Whisky und Zigarre in beiden Händen. Akustisch, nur ein Klavier und ein Vibraphon, keine Synthesizer, keine Loops. Eine Musik, die genauso auch von 1965 sein könnte – oder aus dem Jahr 2065”, erklärt Malakoff Kowalski.

Viktor Orri Árnason, der mit post-klassischen Visionären wie Jóhann Jóhannsson oder Hildur Guðnadóttir gearbeitet hat, entschied sich dafür, Schumachers Track 'Tropismes' zu dekonstruieren. Mit seiner unkonventionellen Handschrift und seinem oft zeitlosen Zugang zum Arrangieren, baut er 'Tropismes' als abstrakte und zunehmend bewegende Landschaft wieder auf, am Ende steht der Höhepunkt: “Ich hatte das Gefühl, dass das Stück viele Möglichkeiten bot, meinem kreativen Input Raum zu geben und wahrgenommen zu werden. Das Original ist minimalistisch und in Sachen Instrumentierung eher klein gehalten und ich dachte, es würde Spaß machen, es zu vergrößern, aber gleichzeitig an dem minimalistischen Gefühl des Tracks festzuhalten”, sagt Viktor Orri Árnason, “für mich war es die größte Freude, die Vibration des Vibraphones selbst zu manipulieren und das dann den Rest des Reworks inspirieren zu lassen.”

Sogar Fejkás Rework von 'Amarcord', bei dem sofort klar wird, dass der Produzent das Stück in seinen Bereich der atmosphärischen elektronischen Musik übernommen hat, wohnt ein überwältigender Sinn von Sorgfalt inne, mit der Klänge erzeugt wurden. Downtempo Beats und elegante Synthesizer-Samples stehen im Rampenlicht, während das Vibraphon unauffällig auftritt und an den Stellen aufhellt, an denen sonst eine dunklere Stimmung wäre. “Ich war auf der Suche nach einem bestimmten Part, der leicht zu loopen ist, da meine Musik sehr atmosphärisch ist, aber auch repetitiv und sich entwickelnd. Bei Amarcord habe ich gleich gemerkt, dass der perkussive Glocken-Loop eine Atmosphäre in meinem Kopf erzeugt, an der ich weiter arbeiten wollte”, sagt Fejká. “Das Schlagzeug und die Synthesizer and der Rest folgten rasch danach und der komplette Sound war in kurzer Zeit fertig.”

Die japanische Komponistin und Produzentin Midori Hirano ist für ihre Produktionen bekannt, in denen sie akustische Instrumente wie Klavier, Streicher oder Gitarre mit experimentellen digitalen Sounds, feinen elektronischen Verarbeitungen und field recordings vermischt. In ihrem Rework von 'Lift' fügt Midori Hirano ihr Klavier und elektronische Geräuschkulissen hinzu, so dass ein fast ambientlastiger Track entsteht, der den Weg zu
einem eleganten zeitgenössischen Stück ebnet.

Re: SOL ist ein berührender Beweis, dass der Entstehungsprozess überarbeiteter Musik genauso intim und tiefgreifend gefühlt werden kann wie die
Geburt neuen Materials. Es beweist zudem, wieviel verborgenes Potential für Inspiration und Neuerfindung in jedem fertigen Album liegt. “Das Ergebnis eröffnet komplett neue Horizonte für mich, was aus meiner Musik erwachsen kann”, sagt Schumacher.

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Fejká Malakoff Kowalski Midori Hirano Viktor Orri Árnason
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Genre
Zeitgenössische Klassik
Erschienen am
27.04.2021

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