Die Komposition „CTRL Variations“ des Luxemburger Percussionisten und Musikers Pascal Schumacher entstand im Jahr 2008. Sie basiert auf einem Libretto des britischen Literaten Ian Monk und wurde zusätzlich typographisch von Michel Welfringer, einem Kindheitsfreund von Pascal Schumacher, umgesetzt. Nun erscheint diese Komposition erstmalig als Aufnahme auf Doppel-Vinyl.

„Wir nutzten alle damals den MSN Messanger Dienst. Das war unglaublich spannend, abstrakt und sehr neu für uns“ erklärt Pascal Schumacher die Grundidee. Bei „CTRL Variations“ werden drei Personen durch Monitore auf der Bühne dargestellt, die, wie in einem Chat, miteinander kommunizieren. „Musikalisch ist CTRL Variations eine 'eins zu eins' Vertonung der Texte von Ian Monk“ führt Schumacher weiter aus. Ian Monk gehört dem französischen Oulipo-Autorenkreis an. (L‘Ouvroir de Littérature Potentielle | franz. „Werkstatt für Potentielle Literatur“) Diese Autoren unterwerfen sich freiwillig bestimmten Zwängen und Regeln. Es entstand eine abwechslungsreiche Beziehungs-Geschichte, die über moderne, elektronische Devices funktioniert. „Es gibt Bugs und Spam, es gibt Hacker, die die Kontrolle übernehmen – Diese Musik ist ganz klar ein Zeitzeugnis unserer damaligen Welt“ sinniert Schumacher. Der Titel „CTRL Variations“ setzt sich aus der Bezeichnung der „Control“ Taste auf dem Computer, und den Variationen im Text und in der Musik zusammen. „Die besondere Schreibweise von Ian und die ganz klaren Oulipo Einflüsse ergeben einen eindeutigen Textrhythmus. Aus diesem Rhythmus konnte ich sehr schnell einen evidenten Drive extrahieren.“ erklärt der studierte Vibraphonist. Den Rhythmus wiederum nutzte der Graphiker Michel Welfringer für seine Textanimation. „Es gibt kleine melodische Einwürfe, die sich immer auf präzise Textstellen beziehen. Vieles steht oder erklingt zwischen den Zeilen.“

Die Uraufführung erfolge damals durch das Luxemburger Ensemble für Neue Musik „United Instruments of Lucilin“. Dieses Ensemble besteht seit 1999 und widmet sich engagiert und leidenschaftlich der Werke des 20. Und 21. Jahrhunderts. So wurden sie längst über die Grenzen von Luxemburg hinaus bekannt. Guy Frisch, der künstlerische Leiter des Ensembles war es letztendlich, der Pascal Schumacher zur Komposition der „CTRL Variations“ motivierte. Ganz einfach, indem er ihm und seinen beiden Mitstreitern eine Carte Blanche für das Festival für Neue Musik „Rain Days“ in der Luxemburger Philharmonie gab.

„Im klanglichen Mittelpunkt von CTRL Variations steht immer der Pianist Pascal Meyer, der gleichzeitig ein Fender Rhodes wie ein Klavier bedient. Aber auch etwa die tiefe Marimba sowie die Bassklarinette unterstreichen ganz entscheidend diese stetige Bewegung in der Musik“ erklärt Pascal Schumacher. Nach fast 15 Jahren ergab es sich nun, dass die Musik von „United Instruments of Lucilin“ aufgenommen werden konnte. „Glücklicherweise waren es zum großen Teil dieselben Musiker wie bei der Uraufführung“ erinnert sich Pascal Schumacher, der als Komponist selbstverständlich bei der Aufnahme anwesend war. „Ich war erst einmal sehr aufgeregt, da es mir nicht klar war, wie ich persönlich zu dieser Komposition von mir stehen würde. Recht schnell war ich aber beruhigt und sehr glücklich, dass diese Musik wieder zum Leben auferweckt wurde.“ Das lang wohl vor allem daran, dass es der junge Luxemburger Dirigent Pit Brosius ganz schnell fertiggebracht hat, den Groove dieser Komposition herauszufinden. „Er hat Facetten in meiner Partitur gefunden, an die ich mich selbst fast gar nicht mehr erinnern konnte“ berichtet Pascal Schumacher mit Bewunderung.

„Aus der Distanz betrachtet hat CTRL Variations sogar schon einen Vintage-Charakter bekommen“, lacht Pascal Schumacher, der sich amüsiert an die ersten Gehversuche in der digitalen Chat-Community erinnert. „Vielleicht kommt daher auch die Idee, die Aufnahme nur auf hochwertigem Vinyl zu veröffentlichen. Weder Guy Frisch von Ensemble, noch ich, haben jemals das Wort CD in den Mund genommen“ beteuert Schumacher, der sich als Komponist immer mehr einen Namen macht. Gerade erst ist mit „Prismatica“ eine seiner neuesten Kompositionen vom Goldmund Quartett eingespielt und veröffentlicht worden.

"CTRL Variations" ist auf allen Musikplattformen erhältlich.

VIOLINE → LÉO BELTHOISE

VIOLA → SOPHIE URHAUSEN

CELLO → JEAN PHILIPPE MARTIGNONI

QUERFLÖTE → SOPHIE DESHAYES

KLARINETTE → MAX MAUSEN

PIANO/FENDER RHODES → PASCAL MEYER PERCUSSION → GUY FRISCH

PIT BROSIUS, DIRIGENT