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Es ist eine phantastische Welt, die sich aus geistigen Gebilden und Ideen speist, fernab der Realität existiert und doch von jedem erreicht werden kann: auf dem 2021 veröffentlichten Album „Atlas of Imaginary Places“ zeichnet die deutsch-ukrainische Pianistin und Komponistin eine Landkarte ihrer Vorstellungskraft, die sie mit Hilfe ihrer Virtuosität füllt, dabei Orte wie „Diamond Desert“ oder „Leviathan Town“ am Klavier beschreibt und so im Geiste des Zuhörers lebendig werden lässt.

 

Damian Marhulets' „Constellation Machine“ bildet nun die Fortführung dieses Konzepts, wobei sein Album im Kontext betrachtet werden kann, aber auch für sich alleinsteht. Es erzählt ebenso von den fantastischen Orten, aber eben aus seiner Perspektive. Dazu konnte er die dänische Sängerin Line Bøgh gewinnen, die seine musikalischen Skizzen ohne viele Erklärungen verstand und mit Worten anreicherte: „Ich war erstaunt, wie treffend sie aus meinen unfertigen Musikideen genau das rausholen konnte, was ich musikalisch selbst im Sinn hatte. Es war fast unheimlich, wie gut wir uns musikalisch verstanden haben, ohne uns damals persönlich begegnet zu sein“, so Marhulets.

 

Aus den ersten Annäherungen erwuchs das Album mit seinen 13 Kompositionen, das durch den Gesang von einer intimen Atmosphäre geprägt ist. Bøghs Stimme erscheint wie ein lockendes Wesen, das den Zuhörer in die verzaubernde Welt hineinzieht, hindurchleitet, einzelne Orte beschreibt und es so nahezu unmöglich macht, sich dem Reiz der Gedankenreise zu entziehen.

 

Musikalisch geprägt wird das Album aber nicht nur durch die Stimme der Dänin, sondern auch den Klang des Ensembles „Nouvelle Philharmonie“ mit Sergey Smirnov am Klavier, Artiom Shishkov an der Violine und Dima Tsypkin am Cello. Sie verfeinern die Stücke mit Raffinesse und perfekt gesetzten Klängen ihrer Instrumente zu einem feinfühlig-filigranen Kammerpop-Werk, auf dem Marhulets alle musikalischen Elemente wohldosiert zusammengeführt hat und so der Versuchung von Opulenz oder Überfrachtung mühelos aus dem Weg geht.

 

Einen besonderen Moment hält das Titelstück bereit, in dem Marina Baranova am Klavier zu hören ist. In diesem Stück treffen Damian Marhulets und seine Frau direkt musikalisch aufeinander, ein gleichnamiger Titel findet sich zudem auch auf Baranovas Album. Das Thema in beiden ist gleich, aber die Arrangements unterscheiden sich. „Constellation Machine“ bildet damit die Brücke, welche beide Werke miteinander verknüpft. "Marina und ich hatten diese Idee, zwei musikalisch (bis auf wenige Ausnahmen) unabhängige Alben zu kreieren, die aber konzeptuell miteinander stark verbunden sind. Jedes der beiden Alben kann das andere entschlüsseln, kommentieren und erklären. Die einzelnen Stücke aus beiden Alben verweisen gegenseitig aufeinander und bauen mehrere narrativen Brücken auf, die sie verbinden. Beide Alben beschreiben im Grunde genommen dieselbe - von uns ins Leben gerufene - fantastische Welt“, erklärt Marhulets.

 

Dabei wird die Welt im „Atlas of Imaginary Places“ aber hier zu einem anderen Zeitpunkt vorgefunden und aus dem Blickwinkel Marhulets' betrachtet: Während die Stadt der Giganten („Leviathan Town“ auf Baranovas Album) auf deren Album nicht mehr bewohnbar ist und ein erhabenes, grandioses und stilles Objekt auf der Landkarte bildet, findet in Marhulets' „Giants“ eine Begegnung statt, eine persönliche Erfahrung, die von einem möglichen Exodus der Giganten berichtet.

 

Der dänische Künstler Christian Gundtoft entwickelte die Abbildung der Maschine der Konstellationen auf dem Album-Cover, wie auch eine ganze Reihe von Zeichnungen, die diese Konstellationen selbst darstellen. Sie sind parallel zu den Song-Lyrics entstanden und von ihnen direkt inspiriert. Insgesamt fügt sich das Werk so in die übergreifende Landkarte der vorgestellten Orte ein, macht all jene noch lebendiger und erhöht wiederum die Neugier, sich dem hinzugeben, was die Beteiligten zu berichten haben - jede/r mit seiner eigenen künstlerischen Ausdruckskraft.

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