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Genre
Experimentelle Musik
Erschienen am
15.04.2022
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Die Komponistin und Meisterin des Theremins Carolina Eyck veröffentlicht mit Thetis 2086 ein Album über die Schönheit der Erde und ihre Fragilität. Dafür nimmt sie die Perspektive eines extraterrestrischen Besuchers des fiktiver Planeten Thetis 2086 ein und komponiert ein Album, das auf beeindruckende Art und Weise die Klangbreite des Theremins aufzeigt, elektronische und Vokalelemente vereint und parallel eines der dringendsten gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart thematisiert. Gemeinsam mit dem niederländischen Produzenten Remco Hazewinkel stellt sie das erste Album in Dolby Atmos auf Neue Meister vor.

 

Thetis 2086 ist die Heimat einer unbekannten Spezies von Lebewesen, die sich aufmacht, unseren Heimatplaneten, die Erde, zu besuchen und all seine einzigartigen Wunder zu bereisen. Die deutsch-sorbische Thereministin Carolina Eyck lädt zu einem Perspektivwechsel und einer fantastischen Klangerfahrung ein. Der Reiseführer hierfür ist ihr 2022 erscheinendes Album „Thetis 2086“, auf dem die insgesamt 12 Tracks die Etappenziele dieses musikalischen Abenteuers markieren. Ausgehend von Thetis 2086 über den Mond in Richtung Erde, führt Eyck die Zuhörenden bis zum Mittelpunkt der Welt und zeichnet dabei mit Theremin, Stimme und elektronischen Klangelementen einen feinen Klangkörper aus Neoklassik, Ambient und Electronica.

 

„Wir Menschen denken oft nur an unsere tägliche Existenz und vergessen schnell auch mal eine andere Perspektive auf die Dinge einzunehmen. Wir reflektieren zu wenig und sorgen uns nur um Angelegenheiten in unserer unmittelbaren Umgebung. Wir flüchten uns in kleine Parallelwelten auf unseren digitalen Geräten und verlieren die Perspektive für das große Ganze“, so Eyck. „Thetis 2086“ will Eyck daher als Angebot einer erweiterten Gedankenreise verstehen – nicht zu einem fremden Ort, sondern vielmehr zu unserer einzigen und gerade bedrohten Heimat, der Erde. Dabei spielt sie bewusst mit dem Klang im Raum und der Zeit und präsentiert ihr neues Album erstmals in Dolby Atmos.

 

Die Reise startet von dem fiktiven Ort „Thetis“, einer friedlichen und farbenfrohen Welt, von der eine positive Energie ausgeht. Dieses Stück basiert auf einer Komposition ihres Vaters Jan Bilk und spiegelt ihre frühesten musikalischen Erinnerungen wider. „Das ist die Musik, die ich als Kind schon gehört habe und mich auf meinem Weg als Musikerin maßgeblich geprägt hat“, sagt Eyck. Ihre Eltern machten sie mit sieben Jahren mit dem Theremin und seiner einzigartigen Funktionsweise vertraut – es ist das einzige Instrument, das komplett ohne Berührung gespielt wird. Ihre Großmeisterin war Lydia Kavina, eine enge Verwandte des Theremin-Erfinders Leon Theremin.

 

Nachdem wir die Heimat des Reisenden kennengelernt haben, treffen wir mit „Clair de Lune“ auf den erdnächsten Himmelskörper und ihren Begleiter, den Mond. „Zu dieser Komposition von Claude Debussy wurde schon so viel gesagt. Sie passt hervorragend in den klanglichen Kosmos des Theremins und klingt vielleicht wie die Stimme unseres kleinen Sternenwanderers.“ Schon dieses Stück zeigt, mit welcher Präzision Eyck es vermag, ihr Instrument zu beherrschen und zum Singen zu bringen. Sie nutzt den Dynamikumfang des Instrumentes geschickt und hebt so Debussys bekanntestes Stück in wortwörtlich neue Sphären. Gleichzeitig markiert es Eycks klassische Seite, hat sie doch 2015 den Echo Klassik in der Kategorie „Konzerteinspielung des Jahres“ gewonnen.

 

Im Anschluss an den Mond nimmt der Passagier dann Kurs auf die Erde und umkreist sie in einem „Elliptic Orbit“, um schließlich im Ozean zu landen. Der Track „The Ocean“ wird dabei von wellenartigen sphärischen Geräuschen eingeleitet, die ebenfalls mit dem Theremin durch Loops erzeugt werden und zu Harmonien verschmelzen. Ähnlich dem Wellengang des Meeres bilden sie den Klanggrund, der von Eyck durch ein hinzugefügtes Tremolo in Bewegung gesetzt wird. Von der Weite der Meere fasziniert, begegnet der Wanderer daraufhin einer Reihe von Wundern der Natur unseres Planeten. Wälder, Vulkane, Eis – sie alle vereinen sich in einem atemberaubenden Ensemble, das jedoch in Gefahr zu sein scheint. Gerade den Track „On Wings of Light and Time“ will Eyck als deutliche Eruption des vorher konstruierten Paradieses verstanden wissen. Es mischen sich elektronische Klangelemente, die durch den akustischen Raum wandern und durch Delays und Hall auf einmal eine Tiefe von Raum und Zeit aufzeigen.

 

An dieser Stelle wird dem Reisenden die Vergänglichkeit der zuvor bereisten Orte bewusst. „Um uns herum passieren so viele Veränderungen, die wir gar nicht wahrnehmen, und doch haben sie massiven Einfluss auf uns. Wir spüren jedoch diesen schleichenden Wandel nicht, da sie erst in Zeitraffer sichtbar und in ihren Auswirkungen auf uns und unsere Umwelt greifbar werden“. Für Eyck gleicht dieses Stück einer Zeitmaschine, die aus der Gegenwart in die Zukunft katapultieren soll und doch nur einen kleinen Moment der Geschichte der Erde abbilden kann. Für sie steht am Ende die Frage, was von der Erde bleiben wird und welche Konsequenzen unser Handeln mit sich bringt.

 

Auf einmal befindet sich der Reisende von Thetis 2086 in einer unwirtlichen, trockenen und stillen Einöde. Diese Dystopie ist für Eyck eines der möglichen Resultate: „Das könnte unsere Zukunft sein, wenn wir keine passenden Lösungen für die Probleme auf unserem Planeten finden, um ihn doch noch zu retten.“ „What Remains of Earth“ ist aber nur ein kurzes Stück auf dem Album und soll daher nur eine der vielen Möglichkeiten der Zukunft unseres Planeten symbolisieren. Unser Tourist verlässt schlussendlich die Erde wieder und fliegt zurück zu seinem Heimatplaneten, um das Erlebte zu verarbeiten. Für Eyck ist die erlebte Zukunft des Reisenden noch ungeschrieben und offen, aber sie fordert die konsequente Auseinandersetzung mit der Situation und appelliert an die Empathie jedes und jeder Einzelnen, über den eigenen Horizont hinauszublicken, sein und ihr Handeln zu reflektieren und offen für neue Perspektiven zu sein.

 

„Letztendlich denke ich, dass eine Veränderung der Perspektive unseren Geist öffnet und uns die Welt mit anderen Augen sehen lässt. Erst dann sind wir in der Lage, Empathie für diejenigen zu empfinden, die vielleicht nicht in unserem näheren Umfeld sind, und für die Welt als Ganzes. Das ist es was wir heute am meisten brauchen.“

 

Mit dem Titelthema der britischen Science-Fiction-Serie „Doctor Who“ schließt das Album Thetis 2086 und unterstreicht noch einmal die popkulturelle Relevanz des Theremins und seinen einzigartigen Sounds.

Neue Meister
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