Künstler
Savannah Jo Lack
Komponisten
Savannah Jo Lack
Informationen
Genre
Neoklassik
Erschienen am
20.09.2019
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Die Art von Komplementarität, bei der Ideen aufeinandertreffen, verschmelzen und sich zu etwas Neuem vereinen, ist etwas ganz Besonderes und nicht selten die meistgesuchte Wirkung einer künstlerischen Kooperation. Diese Synchronizität war Robot Koch und Savannah Jo Lack, die bereits in der Vergangenheit für ein Album erfolgreich zusammengearbeitet hatten, nicht fremd. Für ihre neueste EP "Otherwhere" begaben sich beide Künstler durch die Hinzunahme eines Orchesters auf unbekanntes Gebiet.

Als das Label Neue Meister anklopfte und fragte, ob er mit einem eigens komponierten Stück an seiner Konzertreihe mitwirken wolle, war Koch sofort Feuer und Flamme und beschloss, die australische Violinistin und Komponistin und langjährige Freundin Lack mit an Bord zu nehmen. Bereits 2016 hatten die Künstler für das gefeierte Album "Particle Fields" zusammengearbeitet, auf dem sie bewiesen, dass ihre unterschiedlichen Sounds – Kochs Elektro- und Kinoproduktionen und Lacks satte Streicherkompositionen – einander gut ergänzten. Dieses Mal galt es jedoch, ein ganzes Orchester einzubinden. "Einige unserer gewohnten Vorgehensweisen bei einer Aufnahme waren nicht verfügbar. Wir mussten also sehr bewusst darauf achten, so zu schreiben, dass es im Ensemble funktioniert", erklärt Lack.

"Otherwhere" ist eine synergetische Arbeit, sowohl in seinen Kompositionen als auch in der Ausführung. Kochs und Lacks Empfindungsvermögen verstärken sich nicht nur gegenseitig, sie verleihen dem Klang des Deutschen Kammerorchesters zudem eine ganz besondere Leuchtkraft. "Für mich treffen auf dem Album verschiedene Köpfe, Herzen und Kompositionsmethoden aufeinander. Es stellt sehr tief gehende, instinktive musikalische Entscheidungen neben eher rationale Ansätze und erzeugt so Stimmungen und Gefühle", sagt Lack.

Der kreative Prozess hinter "Otherwhere" fand innerhalb eines bestimmten zeitlichen Rahmens statt. Nach dem Schreiben probten Koch und Lack drei Tage mit dem Orchester, bevor bereits der erste Liveauftritt in Berlin stattfand. Am dritten Tag wurde das Album aufgenommen. Das Schreiben verlief in einem organischen Fluss: Einmal ergänzte Koch eine Idee von Lack für eine Streicherkomposition um einige Schichten Subbass, Schlagzeug und Synthesizer. Ein anderes Mal experimentierte Koch am Klavier, und Lack fügte seiner Idee die Streicher hinzu. "Wir haben die Ideen des Anderen erweitert und sie immer wieder hin- und hergeworfen", erklärt Koch. "Was viel Zeit beanspruchte, war die Orchestrierung, das Schreiben der Partituren für die Musiker, was Savannah meisterhaft umgesetzt hat." Die Symbiose zwischen den Künstlern bedeutete auch, sich auf die musikalische Welt des Anderen einlassen. Anstatt bei den elektronischen Parts zu bleiben und Lack die akustischen Arrangements zu überlassen, entwickelte Koch einige der klanglichen Designelemente ausgehend von den Orchesteraufnahmen. "Alles ist eher ineinander verschmolzen, anstatt einfach Streicher über einen vorhandenen Elektro-Track zu legen", erklärt Koch.

Die fünf Stücke auf der EP sind das Ergebnis dieser organischen Verbindung aus Talenten und Ideen. In dem Track "Light Through A Canvas" erhebt sich Lacks klassische Violine über Kochs futuristisch-dunklen Hintergrund und gipfelt schließlich in einem dramatischen Aufruhr, der einzig einem Orchester angemessen ist. "Steam" ist der persönliche Favorit beider Künstler, vielleicht, weil es ihnen hier besonders gut gelungen ist, ihre Arbeitsbeziehung abzubilden und ihre Komplementarität darzustellen. "Die Grundidee schrieb ich am Klavier. Das Stück weist eine gewisse Einfachheit auf, die mir gut gefällt, und schafft gleichzeitig eine völlig andere, von Künstlern wie Brian Eno und Daniel Lanois oder Harold Budd inspirierte Atmosphäre", erzählt Koch. "Robots Klavierskizze war für mich so stimmungsgeladen, dass die Streicher irgendwie einfach ‚wussten‘, wie sie sich in diesen Bogen und diese Atmosphäre einfügen wollten", fügt Lack hinzu. Auf der gesamten EP erzeugt die Kombination aus Kochs elektronischer Produktion und Savannahs Streichern beim Hörer eine gewisse Spannung – von Momenten herzergreifenden Trosts bis hin zu Momenten unheimlicher Entrückung. Für Koch ist die Auseinandersetzung mit diesem Wechselbad der Gefühle zwischen Sicherheit und Fremdheit nicht neu; der Komponist schafft häufig organisch-synthetische Kombinationen, um Intimität und Entfremdung, Humanismus und Futurismus zu wecken. "Das Unbekannte fasziniert mich, ich finde das eher spannend als beängstigen", erklärt Koch. Das Orchester steigert auf "Otherwhere" diese Spannung weiter.

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Es überrascht kaum, dass sowohl Koch als auch Savannah große Fans des Surrealismus sind und sich aus dieser Kunstform, bei der verschiedene Formen und Figuren verschmelzen und ineinander übergehen, um bizarre und faszinierende Welten zu erschaffen, inspirieren. "Ich habe Leonora Carringtons Arbeit 2010 kennen gelernt. Ihre Gemälde strahlen eine dunkle Mystik aus, die in mir etwas berührt hat“, so Koch. „Ich liebe ihre kreative Darstellung von Träumen, Geistern und surrealen Kreaturen, die allesamt in Legenden und der Magie alter Kulturen ihre Wurzeln haben."

Wie der Name der EP andeutet, beruht "Otherwhere" auf dieser Verschmelzung verschiedener Ideen und Konzepte, aus denen etwas Neues, Fremdartiges und Faszinierendes entsteht. Die Welt der klassischen und der elektronischen Musik in einen offenen Dialog zu stellen, war für beide Künstler ein Mittel, das zu erreichen. Die Komplementarität von Koch und Lack machte diese Verschmelzung noch aufregender. "Ich glaube, unsere gegenseitige Bereitschaft, die erwarteten Zwänge unserer Genres loszulassen, lässt uns auf sehr verständnisvolle, organische Art zusammenarbeiten", sagt Lack. "Im Grunde suchen wir beide nach dem bewegendsten, interessantesten Weg, ein bestimmtes Gefühl oder eine bestimmte musikalische Idee auszudrücken."

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Savannah Jo Lack
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Savannah Jo Lack
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Genre
Neoklassik
Erschienen am
20.09.2019

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